
"Na klar, noch ein Souls-Like" – denkt man im ersten Moment. Doch Lies of P überrascht: Nicht nur mit seinem düsteren, grotesk-schönen Stil, sondern auch mit Mechaniken, die zwar vertraut wirken, aber clever umgesetzt wurden. Und dann ist da ja noch die Geschichte. Eine, in der aus einem kleinen Holzjungen... na ja, ein ziemlich todesmutiger Kämpfer wird.
Die Handlung ist lose an die bekannte Geschichte von Pinocchio angelehnt, verpackt in ein düsteres Endzeit-Victorian-Szenario mit mechanischen Albträumen. Der sogenannte „Puppenwahn“ hat die Welt im Griff, und du kämpfst dich als wandelnder Holzjunge durch eine zerfallene Stadt, in der dir sowohl marodierende Automaten als auch verzweifelte Menschen gegenüberstehen. Sogar Schöpfer Gepetto läuft dir über den Weg – aber das hier ist keine fröhliche Kindergeschichte mehr. Sondern eher Bloodborne trifft Marionetten-Horror.
Kämpfen – schwer, hakelig, gnadenlos
Die Kämpfe in Lies of P haben’s in sich, und das nicht unbedingt nur im positiven Sinne. Gegner agieren mit oft verzögerten, schwer vorhersehbaren Angriffen. Das Timing für Rollen und Paraden erfordert Geduld und Präzision, denn ein nicht perfekt getimter Block bedeutet: Du kassierst trotzdem Schaden.
Immerhin: Landest du danach selbst ein paar Treffer, kannst du einen Teil des erlittenen Schadens wieder zurückholen – angezeigt durch einen helleren Bereich im Lebensbalken. Clever, aber auch riskant.
Nach genug verursachtem Schaden geht der Gegner in einen „überwältigbaren“ Zustand – dann ist ein geladener Angriff nötig. Blöd nur, dass man diesen Moment weder exakt planen noch sehen kann. Und in dieser Zeit greift der Gegner natürlich trotzdem weiter an.
Perfekt ist das System nicht – aber dafür nervenaufreibend.
Große Bosse sind dabei besonders fordernd. Teils mit mehreren Phasen, teils im 1-gegen-4-Modus – da wird’s haarig. Bei uns waren rund 15 Versuche pro Boss der Standard, aber jeder Sieg fühlte sich verdient an.
Zwischen Tod und Trost – das Hotel als Heimat
Zwischen den Kämpfen durchstreifst du verschiedene Gebiete, sammelst Items, triffst auf kleine optionale Minibosse und öffnest Abkürzungen. Die Struktur ist klar Souls-inspiriert, aber angenehm durchdacht.
Als sichere Zuflucht dient dir ein stilvolles Hotel, das gleichzeitig deine Basis ist. Hier triffst du andere Charaktere, Händler und den Schmied, der dir neue Möglichkeiten eröffnet.
Besonders cool: Die Waffen lassen sich in Klingen und Griffe aufteilen – so kannst du deine Ausrüstung an deine bevorzugten Werte anpassen und sogar frei kombinieren. Axtgriff mit Säbelklinge? Warum nicht!
Kurz gesagt:
Lies of P ist definitiv kein „noch eins von vielen“ im Souls-Genre. Die Welt ist atmosphärisch, die Pinocchio-Referenzen bizarr-cool, und das Waffensystem erlaubt echte Freiheit. Die Kämpfe fordern (vielleicht etwas zu sehr) und sind nicht immer sauber in der Umsetzung – aber wer es düster, herausfordernd und ungewöhnlich mag, sollte sich diese düstere Puppen-Odyssee nicht entgehen lassen.
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