
Atomare Apokalypse? Klar. Strahlende Landschaften? Auch! Atomfall wirft das klassische Grau-in-Grau-Szenario der Endzeit über Bord und liefert uns stattdessen eine bunte, fast idyllische Umgebung mit grünen Wiesen, charmanten Dörfern – und Banditen hinter jedem Zaun. Klingt spannend? Ist es auch... zumindest bis zu einem gewissen Punkt.
Zugegeben: Die Welt von Atomfall sieht überraschend lebendig aus. Statt verrosteter Ödnis gibt’s bunte Blumen, helle Wälder und nostalgischen 50er-Flair.
Die vermeintliche Open World entpuppt sich als vier voneinander getrennte Mini-Zonen.
Die Atmosphäre stimmt – nur die Freiheit fehlt ein bisschen.
NPCs und Händler sind überall verstreut, aber so ganz klar ist nie, wem man trauen kann. Und irgendwie fühlt sich alles ein bisschen... leer an. Wer auf eine dichte, vernetzte Spielwelt hofft, könnte enttäuscht werden.
Schnitzeljagd statt roter Faden
Das Spiel gibt euch die Wahl: Entweder ihr folgt einem klassischen Questmarker, oder ihr begebt euch auf eine fast schon detektivische Schnitzeljagd. Hinweise verstecken sich in Notizen, Gesprächen oder einfach in der Gegend – aber ohne Hilfestellung wird das Ganze schnell kryptisch.
Viele der Türen, Hindernisse und Gefahren in der Welt verlangen nach bestimmten Items – nur sagt euch niemand, wie ihr sie bekommt. Oft hängen sie an Nebenquests oder bestimmten NPCs, die ihr erst mal finden müsst. Und das beeinflusst nicht nur euren Fortschritt, sondern auch das Ende des Spiels.
Atomfall will sich ein bisschen wie ein Survival-Spiel anfühlen, kratzt dabei aber nur an der Oberfläche. Ihr esst zur Heilung, craftet gelegentlich etwas und tauscht Waren – denn Geld gibt’s nicht. Hier wird gnadenlos im Tauschhandel gefeilscht. Und das nicht gerade fair: Händler verlangen oft gefühlt euren halben Rucksack für ein lausiges Crafting-Rezept. Eine Waage zeigt an, wann der Deal „fair“ ist – zumindest aus ihrer Sicht.
Wirklich entspannte Erkundung? Schwierig. An fast jeder Ecke lauern Banditen. Da Munition knapp ist, schwingt ihr meistens Äxte oder Macheten – Nahkampf ist also euer neuer bester Freund. Die KI überrascht dabei allerdings eher selten: Gegner stürmen frontal auf euch zu, Taktik ist ein Fremdwort.
Fallout-Flair mit Ecken und Kanten
Atomfall hat den richtigen Ansatz: eine ungewöhnliche Optik, interessante Entscheidungen und ein alternatives Endzeit-Gefühl. Leider fühlt sich das Gameplay oft sperrig an. Die Kämpfe sind schwerfällig, die Orientierung lässt euch häufig im Stich, und wichtige Questgeber sind gut versteckt. Wer sich gern ohne viel Hilfestellung durchbeißt und auf Atmosphäre statt auf Komfort steht, findet hier vielleicht seinen Endzeit-Geheimtipp. Alle anderen sollten besser zweimal hinschauen.
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