Assassin´s Creed Shadows - mehr Licht oder doch eher Schatten?

Veröffentlicht am 10. April 2025 um 08:44

Mit Assassin’s Creed Shadows wagt Ubisoft endlich den lang ersehnten Sprung ins feudale Japan – und bringt dabei zwei Charaktere mit, die kaum unterschiedlicher sein könnten.

Zwei Helden, zwei Spielstile

In den ersten rund zehn Stunden spielt ihr fast ausschließlich mit Naoe, einer Shinobi (bzw. Kunoichi – weiblicher Ninja). Sie ist flink, tödlich und wie gemacht für leises Vorgehen. Heimlich schleichen, lautlos ausschalten – das steht zu Beginn klar im Fokus.

Später im Spiel könnt ihr dann fast jederzeit zwischen ihr und dem zweiten Protagonisten Yasuke, einem wuchtigen Samurai, wechseln. Während Naoe akrobatisch klettert und durch Schatten gleitet, reißt Yasuke mit bloßer Kraft Tore ein oder wirft Fässer durch die Gegend. Zwei Spielstile, zwei Ansätze – großartig! Wäre da nicht das Problem, dass der Wechsel manchmal unnötig kompliziert ist. In manchen Situationen müsst ihr erst das Gebiet verlassen und dann mit Ladezeit wieder den Charakter tauschen. Das hätte eleganter gelöst werden können. Immerhin: In den meisten Hauptmissionen dürft ihr frei wählen, wen ihr spielen wollt.

Ein optischer Traum – Japan in voller Pracht

Das Japan-Setting wurde grandios umgesetzt. Egal ob verschneite Landschaften, Kirschblüten im Frühling oder stimmungsvolle Städte: grafisch ist Shadows ein echtes Highlight. Ubisoft beweist erneut, wie schön sie offene Welten gestalten können – von verwinkelten Festungen bis hin zu abgelegenen Tempeln ist alles mit Liebe zum Detail gebaut.

Die Welt ist gespickt mit "?"-Markierungen, die zum Erkunden einladen – wer hier Lust auf Entdeckertouren hat, kommt auf seine Kosten.

Der Gameplay-Loop: Schleichen, Spähen, Zuschlagen

Der Spielablauf folgt einem bekannten Muster: Ziel finden, aufspüren, ausschalten.

Die Suche nach euren Zielen ist dabei mit einer Art Mini-Rätsel verknüpft. Hinweise führen euch zu einer Region und Himmelsrichtung, und ihr müsst die Karte selbst aufdecken -

klassisch Ubisoft eben: Aussichtspunkte erklimmen, Karte füllen, Nebenaktivitäten entdecken.

Etwas frustrierend: Große Städte sind auf der noch unentdeckten Karte nicht verzeichnet, und die Hinweise à la „Nordöstlich von Yamashiro“ sind oft recht vage. Immerhin könnt ihr Spione losschicken, die das Zielgebiet für euch eingrenzen – mit etwas Glück führt das zum Erfolg.

Festungen und Burgen folgen oft dem gleichen Ablauf: erst starke Gegner ausschalten, dann looten. Neu dabei: Vorratslager für euer Versteck – das sorgt für ein kleines Extra an Motivation.

Beide Charaktere lassen sich über ein umfangreiches Skillsystem anpassen. Die Fähigkeiten schaltet ihr mit Kenntnispunkten frei – allerdings braucht ihr für fortgeschrittene Skills einen höheren Wissensrang. Und den bekommt ihr nur durch repetitive Aufgaben wie Beten an Tempeln, Sammeln verschollener Schriften oder kleine Quicktime-Events an Meditationspunkten, die aber sehr einfach gehalten sind. Hier gilt es, sich die Reihenfolge zu merken, in der die Tasten gedrückt werden müssen.

Einige clevere Anpassungen erleichtern das Spielerleben:

  • Euer Reittier sammelt euch im Lauf ein,
  • Spione helfen beim Aufdecken von Questgebieten,
  • der "Assassinenblick" hebt Loot und Gegner auf Entfernung hervor.

Auch ein Fährtensucher-Modus ist mit an Bord, der euch den Weg durch die Wildnis zeigt – wobei ihr, solltet ihr querfeldein laufen, manchmal vor einem unüberwindbaren Felsen steht und umkehren müsst. Altbekannt sind hingegen die Ubisoft-Aussichtstürme und Level-Gebiete – die bleiben.

Ressourcen für euer Versteck werden übrigens automatisch bis zum nächsten Jahreszeitenwechsel von Spionen eingesammelt – praktisch!

Schwierigkeitsgrad und Grafikoptionen

Ihr könnt den Schwierigkeitsgrad für Kampf und Schleichen getrennt in mehreren Stufen einstellen – super für individuelle Herausforderungen.

Auf der Xbox Series X stehen euch drei Grafikmodi zur Verfügung:

  • Grafikmodus: Top-Grafik, aber weniger FPS

  • Performance-Modus: Mehr FPS, etwas weniger Details

  • Ausgeglichen: Ein Mix aus beidem mit ca. 40 FPS

Euer geheimes Versteck lässt sich erweitern: Häuser bauen, Wege anlegen, Tiere platzieren – sogar die Umgebung könnt ihr individuell gestalten. Mit dem Ausbau schaltet ihr nicht nur Deko, sondern auch hilfreiche Features für eure Charaktere frei.

Der Baumodus – nettes Extra oder verschenktes Potenzial?

Mit dem Ausbau eures Verstecks bringt Assassin’s Creed Shadows ein bisschen Basenbau-Feeling ins Spiel – und das funktioniert überraschend gut. Ihr könnt neue Gebäude errichten, Wege anlegen, dekorative Elemente wie Bäume oder Laternen platzieren und sogar Tiere ansiedeln. Das Ganze erinnert ein wenig an eine entschlackte Version eines Aufbauspiels, ohne zu komplex zu sein.

Gerade für Spieler*innen, die gerne kreativ gestalten oder sich zwischen Kämpfen und Missionen ein bisschen Ruhe gönnen wollen, ist das eine schöne Abwechslung. Auch funktional bringt der Ausbau was: Neue Gebäude schalten Boni, Fähigkeiten oder Werkstätten frei – der Baumodus ist also nicht nur Deko.

Allerdings: Wer hier große Gestaltungsfreiheit oder komplexe Individualisierung erwartet, wird etwas enttäuscht. Das System bleibt eher simpel, und manchmal fühlt sich der Ausbau mehr wie eine To-do-Liste an als wie ein echtes Kreativ-Feature. Es ist nett, aber kein Highlight – mehr „bei Gelegenheit mal reinschauen“ als „stundenlang darin versinken“.

Trotzdem: Für manche ist es genau das Richtige – und hey, ein bisschen Zen-Garten nach einem Samurai-Gemetzel? Warum nicht.

Nebenquests mit Tiefe

Neben der Hauptstory rund um das Ausschalten von 12 Zielen gibt es jede Menge Nebenquests.

Eine kleine Quest mit großer Wirkung: Eine Frau bittet euch, 10 Papierschmetterlinge zu sammeln. Doch schon beim zweiten Exemplar findet ihr eine geheime Botschaft, die zu einer Kindesentführung führt. Diese wiederum entpuppt sich als Teil eines viel größeren Rings. Eine Quest in der Quest – wir nennen’s mal liebevoll "Quest-ception".

Solche Momente machen Spaß – auch wenn das Spiel euch immer wieder mit Levelgrenzen und Loot-Anforderungen aufhält. Das streckt das Abenteuer etwas unnötig in die Länge, wird aber durch die Welt und das Questsystem weitestgehend wettgemacht.

Fazit: Assassin’s Creed mit Licht und Schatten

Assassin's Creed Shadows bringt frischen Wind in die Serie, wagt aber keine Revolution. Neue Mechaniken wie der Zweitcharakter, das Versteck und ein paar clevere Systeme bringen Abwechslung. Aber vieles erinnert noch stark an alte Muster, die Ubisoft ruhig mal überdenken dürfte.

Die offene Welt ist wunderschön, die Atmosphäre stimmig, und wer Lust auf ein Abenteuer im feudalen Japan hat, kommt definitiv auf seine Kosten. Rund 40 Stunden Spielzeit erwarten euch – getestet haben wir auf der Xbox Series X, aber das Spiel ist natürlich auch auf PlayStation und PC erhältlich.

Die Meinung aus unserer Community

„Macht Laune und gewohntes AC Gameplay und das Schleichen ist besser geworden, aber nix Weltbewegendes und so´n Aufbau-mist haben sie jetzt mit reingemacht. Mag ich persönlich gar nicht. Die Story ist diesmal nicht schon im Prolog beendet, wieder Rachestory, aber besser erzählt“

Devil Maw Cry

„Elegante Klingentänze gepaart mit wuchtigen Distanzangriffen in einer wunderschönen naturnahen asiatischen Welt mit Tempeln und süßen Tieren, ergänzt durch eine emotional interessante Storyline. Das Housing System ist wunderschön detailliert und für die AC Reihe was richtig Neues und Spektakuläres, ideal für jeden Housing Fan“

Lupalya

„Insgesamt eine technische wie grafische Evolution des bekannten Gameplays (seit Origins) statt (für einige die erhoffte) Revolution.“

AnCaptain4u

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.